Studie

Geflüchtete empfinden sich überwiegend als gesund

Trotz ihrer Erfahrungen mit Krieg und Gewalt beurteilt ein Großteil geflüchteter Menschen die eigene Gesundheit positiv. Von Tina Stähler

Bei einer Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)

unter Schutzsuchenden in Erstaufnahmeeinrichtungen gaben mehr als 60 Prozent der Schutzsuchenden an, ihr gesundheitlicher Zustand sei gut oder sogar sehr gut. In der Vergleichsgruppe der deutschen Wohnbevölkerung liegt die Zahl allerdings deutlich höher. Die Studie liefert erstmals umfassende Erkenntnisse dazu, wie es Flüchtlingen aus Syrien, Irak und Afghanistan in Deutschland körperlich und psychisch geht – und weist damit den Weg für eine gute Versorgung.

Auf der Flucht erleben Menschen aus Kriegsgebieten oftmals Gewalt und Verfolgung. Bislang gab es dazu für Deutschland keine umfassende Studie, wie sich dies auf die Gesundheit der Betroffenen auswirkt. Das WIdO hat diese Lücke mit der Befragung von 2021 Männern und Frauen aus Irak, Syrien und Afghanistan geschlossen.

Fragen zur Studie an Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO:

Ausgewählte Ergebnisse im Überblick:
 

  • Mehr als drei Fünftel der Befragten bezeichnen ihren Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“.
  • Mehr als drei Viertel der Geflüchteten haben unterschiedliche Formen von Gewalt erlebt, sind oft mehrfach traumatisiert.
  • Daraus ergeben sich mehr als doppelt so häufig physische und psychische Beschwerden im Vergleich zu Menschen, die keine Traumata erlebt haben.
  • Mehr als zwei Fünftel der Befragten zeigen Anzeichen einer depressiven Erkrankung.
  • Mehr als zwei Drittel der Befragten haben im vergangenen halben Jahr einen Arzt aufgesucht.
  • Mehr als jeder zweite Patient ist (sehr) zufrieden mit der medizinischen Behandlung.
  • Bürokratische Hindernisse beeinflussen die Zufriedenheit: Patienten mit elektronischer Gesundheitskarte sind zufriedener als Patienten mit Behandlungsschein.
  • Mehr als jeder zweite Patient berichtet über große Schwierigkeiten in der Arztpraxis oder im Krankenhaus, die sich aus den sprachlichen Barrieren ergeben.
  • Sportliche Betätigung kann helfen, körperliche und psychische Beschwerden zu lindern und soziale Integration – beispielweise in Sportvereinen – fördern.
Tina Stähler ist Redakteurin der G+G.
Bildnachweis: Foto Startseite: AOK-Mediendienst