Prävention

Portal wirbt für Gesundheitsförderung

In Zeiten des Fachkräftemangels investieren viele Arbeitgeber in die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Regionale Koordinierungsstellen helfen, auch kleinere Unternehmen auf das Präventionsangebot der Krankenkassen aufmerksam zu machen. Von Regina Diegmann

Um den demografischen

und gesellschaftlichen Wandel und die zunehmende Digitalisierung bewältigen zu können, ist die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) für die Arbeitswelt von großer Bedeutung. Allerdings wissen insbesondere viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nichts oder wenig über die Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz und das BGF-Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dies ergab eine Umfrage der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) bei BGF-Verantwortlichen und Geschäftsführern in Unternehmen mit 50 bis 500 Beschäftigten im Jahr 2011.

Deshalb hat der Gesetzgeber mit dem Präventionsgesetz im Jahr 2015 die Einrichtung regionaler BGF-Koordinierungsstellen beschlossen. Dieses gemeinsame Angebot aller Krankenkassen baut auf bestehende landesspezifische Strukturen auf. Die Koordinierungsstellen arbeiten mit örtlichen Organisationen wie Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Arbeitgeberverbänden sowie weiteren Akteuren (Deutsche Rentenversicherung, Unfallversicherungsträger, staatliche Aufsichtsbehörden) zusammen.
 
Die Krankenkassen konnten bundesweit über 60 Unternehmensorganisationen als Kooperationspartner und Multiplikatoren gewinnen, um mehr Betriebe zur BGF zu motivieren.

Kassen betreiben Portal gemeinsam.

Um den Zugang zu den Beratungs- und Unterstützungsangeboten so leicht wie möglich zu machen, haben die 16 BGF-Kooperationsgemeinschaften der Länder sowie die Kooperationsgemeinschaft Bund (ihr gehören an: AOK-Bundesverband, BKK Dachverband, Innungskrankenkassen, KNAPPSCHAFT, Verband der Ersatzkassen, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau) im Mai 2017 ein gemeinsames Informations- und Beratungsportal ins Leben gerufen.

Dort finden Unternehmen für jedes Bundesland allgemeine und regionale BGF-Informationen sowie Ansprechpartner. Im Mittelpunkt steht die individuelle, kassenneutrale Beratung. Eine Erstberatung durch einen regionalen BGF-Experten wird innerhalb von zwei Werktagen garantiert.

Grafik zu Anzahl der Betriebe, die das Angebot nutzen

Zielgruppe erreicht: Fast 70 Prozent der Unternehmen (575 von 830), die auf das Angebot der BGF-Koordinierungsstellen zurückgegriffen haben, waren Betriebe mit bis zu 249 Mitarbeitenden.
 
Quelle: Kooperationsgemeinschaft BGF-Koordinierungsstellen auf Bundesebene

Um die Koordinierungsstellen bekannt zu machen, haben die Bundes- und Landes-Kooperationsgemeinschaften zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Mit Erfolg: Unternehmen haben das BGF-Portal der Koordinierungsstellen seit dem Start im Frühjahr 2017 bis zum April 2019 mehr als 43.350 Mal besucht. 70 Prozent der Anfragen kommen von der Hauptzielgruppe der KMU. Dies bestätigt, dass der Bedarf mit der Einrichtung des Portals getroffen wurde.

Die Kooperationsgemeinschaft Bund hat Nutzbarkeits-Tests und eine Evaluation in Auftrag gegeben, um das Webportal und die verschiedenen Kooperationen stetig und bedarfsorientiert weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die wertvollen Hinweise auf der Detailebene werden bei der Weiterentwicklung des Angebotes berücksichtigt.

Zusätzlicher Zugangsweg eröffnet.

Betriebe können nach wie vor auch direkt auf Krankenkassen ihrer Wahl zugehen. So wurden im Kalenderjahr 2017 laut dem aktuellen Präventionsbericht 17.672 Betriebe direkt vom BGF-Angebot der GKV erreicht.

Die regionalen BGF-Koordinierungsstellen ermöglichen darüber hinaus einen zusätzlichen Zugang zu den BGF-Leistungen der Krankenkassen. Insbesondere die bisher schwer erreichbaren Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen lassen sich über die Plattform vermehrt für die Gesundheit am Arbeitsplatz sensibilisieren und aktivieren. Damit hat die GKV den Auftrag aus dem Präventionsgesetz erfolgreich und gemeinschaftlich umgesetzt. Davon profitieren letztlich alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Deutschland.

Regina Diegmann ist Referentin für Betriebliche Gesundheitsförderung beim AOK-Bundesverband.
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