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Rundruf

Geldgeschenke für Apotheker?

Die Apotheker sollen mehr Geld für Nacht- und Notdienste sowie für zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen erhalten. Dafür soll der Arznei-Versandhandel weiter erlaubt sein. Ein vernünftiger Plan?

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Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU Bundestagsfraktion:
Es stimmt, dass wir zunächst das Rx-Versandverbot bevorzugt hätten. Aber wir brauchen zügig eine Lösung. Entscheidend ist nicht das „Wie“ der Regelung, sondern dass die Apotheken vor Ort unmittelbar gestärkt werden. Ich erinnere daran, dass nur hier direkte Beratung, Nacht- und Notdienste stattfinden. Das werden wir besser vergüten. Die Ungleichheit zwischen Vor-Ort-Apotheken und ausländischen Versandapotheken seit dem EuGH-Urteil von 2016 wird mit der vorgesehenen Regelung wirksam behoben. Der einheitliche Apothekenabgabepreis bleibt erhalten. Wer sich nicht daran hält, dem drohen Geldbußen bis zu 50.000 Euro und ein Versorgungsausschluss bis zu zwei Jahren.

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Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte der Fraktion Die Linke:
Spahns Kuhhandel, das Versandhandelsverbot doch nicht zu bringen, aber dafür der Apothekerschaft mehr Geld zu geben, geht zulasten der Patientinnen und Patienten. Das ist kein rationaler und gesundheitspolitisch vertretbarer Kompromiss. Denn die Patientinnen und Patienten erhalten in einer Versandapotheke niemals eine Versorgung, die ich als langjährige Offizin-Apothekerin als gut bezeichnen würde, und sind somit die Hauptleidtragenden. Die europarechtlichen Gründe gegen ein Versandhandelsverbot sind mindestens rechtlich umstritten. Das Versandverbot wird schließlich in den meisten EU-Staaten praktiziert.

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Friedemann Schmidt, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA):
Es geht um zwei verschiedene Probleme mit zwei Lösungen: Erstens einheitliche Preise bei verordneten Medikamenten. Sie sind nötig, damit Patienten nicht ungerecht behandelt und im Notfall mit hohen Preisen erpresst werden. Das sieht man selbst in der PKV so. Die Politik will die Gleichpreisigkeit jetzt über das Sozialgesetzbuch statt über ein Versandverbot erreichen. Zweitens brauchen Patienten eine garantierte Rund-um-die-Uhr-Versorgung mit Arzneien und eine bessere Betreuung in Sachen Medikationsmanagement und Prävention. Es ist richtig, wenn die Kassen dafür Mittel bereitstellen.

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Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes:
Es ist einerseits richtig, die Not- und Nachtdienste der Apotheken aufzuwerten, denn das stärkt das Engagement und die Versorgung in strukturschwachen Gebieten. Es ist mir andererseits völlig unverständlich, warum darüber hinaus weitere 150 Millionen Euro für sogenannte zusätzliche pharmazeutische Dienstleistungen fließen sollen. Das zu lösende Versorgungsproblem muss hier erst noch erfunden werden. Mit dieser intransparenten Gießkannenfinanzierung wird die Versorgung nicht verbessert. Es scheint, als wolle sich die Regierung von dem einst gemachten Versprechen, den Versandhandel zu verbieten, freikaufen.

Bildnachweis: Karin Maag, Deutscher Bundestag, ABDA/Peter van Heesen, AOK-Mediendienst