Porträt Porträt Porträt Porträt
Rundruf

Nutri-Score als Pflicht?

Die fünffarbige Nährwertkennzeichnung Nutri-Score soll kommen – allerdings nur freiwillig. Sollte diese im nächsten Schritt für die Firmen verpflichtend werden und für die gesamte EU gelten?

<!--XX-FLEX-image_alt

Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv):
Der Nutri-Score kann bald auch Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland eine Orientierung beim Lebensmitteleinkauf bieten. Da Deutschland den Nutri-Score nur empfehlen kann, können Lebensmittelunternehmen ihn verwenden oder auch nicht. Eine einfach verständliche Nährwertkennzeichnung ist aber nur dann effektiv und hilfreich, wenn sie auf allen Lebensmitteln verpflichtend zu finden ist. Nur dann können Verbraucher Lebensmittel direkt am Supermarktregal miteinander vergleichen und das für sie gesündere Produkt auswählen. Für eine europaweite verpflichtende Einführung des Nutri-Scores muss sich die Bundesregierung einsetzen.

<!--XX-FLEX-image_alt

Philipp Hengstenberg, Präsident des Lebensmittelverbandes Deutschland:
Nutri-Score ist ein französisches Nährwertkennzeichnungssystem, dessen Rechte auch bei der französischen Gesundheitsbehörde liegen. Aus Sicht des Lebensmittelverbandes Deutschland werden hierzulande gängige Ernährungsempfehlungen bei der Berechnung nicht immer adäquat abgebildet. Es ist für uns daher ein zentrales Anliegen, dass der Algorithmus hier entsprechend „europäisiert“ wird. Weiterhin setzen wir uns dafür ein, dass Nutri-Score ein freiwilliges Kennzeichnungssystem bleibt. Es sollte im Ermessen eines jeden einzelnen Unternehmers liegen, ob es der Empfehlung der Bundesregierung folgt oder nicht.

<!--XX-FLEX-image_alt

Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen:
Es ist gut, dass der Nutri-Score ab 2020 auch auf deutsche Fertiglebensmittel kommt. Denn er ist einfach verständlich und gibt klare Signale: Was ist ein Grundnahrungsmittel und was nicht. Noch wichtiger ist aber, dass er jetzt auch zeitnah als verbindliche Nährwertkennzeichnung EU-weit eingeführt wird. Studien und Erfahrungen aus anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich, Belgien und Spanien, die ihn bereits eingeführt haben, sprechen dafür. Der Nutri-Score ersetzt keine Ernährungswende, aber er ist ein notwendiger Baustein und ein Schritt in die richtige Richtung.

<!--XX-FLEX-image_alt

Dr. Kai Kolpatzik, Präventionsexperte beim AOK-Bundesverband:
Die Einführung des Nutri-Score ist ein richtiger Schritt, mit dem Ministerin Klöckner bei der AOK offene Türen einrennt. In Frankreich haben bereits viele Hersteller aufgrund des Nutri-Scores ihre Rezepturen im Sinne einer gesünderen Ernährung verändert. Der Nutri-Score darf jetzt in der weiteren Gesetzgebungsarbeit aber nicht verwässert werden. Als nächster Schritt muss die Nährwertkennzeichnung zudem auf EU-Ebene eingeführt werden, so dass sie in Deutschland und den anderen Staaten zur Pflicht wird. Dies wäre ein gutes Vorhaben für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2020.

Bildnachweis: Corinna Guthknecht, Lebensmittelverband Deutschland/Sandra Ritschel, Bundestag/Laurence Chaperon, AOK-Mediendienst