Interview

„Das Buddy-Programm kommt gut an“

Ein längerer Klinkaufenthalt ist oft von Langeweile und Alleinsein geprägt. Wie der Verein „HerzCaspar“ den Krankenhausalltag von Kindern und Jugendlichen durch den Kontakt zu jungen Menschen auflockert, erklärt Fernanda Wolff Metternich.

Frau Wolff Metternich, wie kam es zur Gründung von HerzCaspar?

Fernanda Gräfin Wolff Metternich: Die Idee hatte mein Bruder Caspar. Er erlitt mit 15 Jahren eine schwere Herzerkrankung und verbrachte insgesamt zwei Jahre in Kliniken. Familie und Freunde wohnten eine Stunde von dort entfernt, sodass spontane Besuche nicht möglich waren. Medizinisch ging es ihm in den Kliniken recht gut, aber er langweilte sich und es fehlte ihm ein Stück Normalität. Es gab Klinikclowns und den Besuchsdienst der Grünen Damen. Ein Angebot für junge Menschen fehlte aber. Jugendliche wollen einfach etwas Ablenkung, reden oder gemeinsam einen Film schauen. Caspar selbst konnte die Gründung leider nicht mehr umsetzen, da er 2014 unerwartet verstorben ist. Im Sommer 2017 hat unsere Familie deshalb gemeinsam mit Freunden den Verein HerzCaspar gegründet.

Fernanda Gräfin Wolff Metternich, Vor­sitzende des Vereins HerzCaspar e. V.

Zur Person

Fernanda Gräfin Wolff Metternich ist Vor­sitzende des Vereins HerzCaspar e. V.

Was ist die Aufgabe der HerzCaspar-Buddies?

Wolff Metternich: Wer HerzCaspar-Buddy werden möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein. Wir kooperieren mit festen Stationen in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Dort gibt es Aufenhaltsräume, in denen die Buddies an einem festen Tag in der Woche mit den Patienten zusammenkommen, spielen, basteln oder einfach reden. Einzelbesuche finden zur Zeit eher selten statt, wenn beispielsweise ein Patient isoliert ist. Bei den Gruppenbesuchen bringen unsere Ehrenamtlichen gezielt Aktionen mit. In der Vorweihnachtszeit haben wir mit den Patienten Plätzchen verziert. Durch einen Wunschbriefkasten wollen wir die Bedarfe der Patienten noch besser abschätzen. Neulich hat sich ein zehnjähriger Patient ein Treffen mit einem Footballcoach gewünscht. Wir haben den Coach angefragt und er hat sich tatsächlich drei Stunden Zeit für den Patienten genommen. Das sind auch für uns ganz besondere Momente.

Wie werden die Buddies mental auf ihren Einsatz vorbereitet?

Wolff Metternich: Unser Team besteht zurzeit aus rund 20 Buddies im Alter von 18 bis 30 Jahren. Die Neuen nehmen an einer Teamschulung teil, die psychologische Elemente beinhaltet. Der Erfahrungsaustausch mit bereits aktiven Buddies und Supervisionen gehören ebenso dazu. Wichtig ist, auch Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen zu sein, wenn es einmal nicht so gut läuft. Erscheint uns, beispielsweise in der Kinderonkologie, ein Fall schwieriger, so setzen wir gezielt einen Rettungssanitäter oder Medizinstudenten ein.

Junge Klinikpatienten wollen einfach etwas Ablenkung, reden oder gemeinsam einen Film schauen.

Wie kommt das Angebot bei den jungen Patienten und ihren Angehörigen an?

Wolff Metternich: Das Buddy-Programm kommt gut an, aber die Etablierung braucht Zeit. Gerade bei Stationen mit hoher Fluktuation durch Entlassungen war es am Anfang eher schwierig, einen regelmäßigen Kontakt aufzubauen. Die ersten drei Sekunden entscheiden darüber, ob ein Patient sich auf das Angebot einlässt. Daher wollen wir zukünftig für unsere Buddies Kommunikationsschulungen anbieten, um den Erstkontakt zu erleichtern.

Wie könnten auch andere Krankenhäuser von Ihrem Konzept profitieren?

Wolff Metternich: Für uns ist es eine Vision, deutschlandweit aktiv zu werden. Das Wichtigste dabei ist aber, kontrolliert zu wachsen und nichts zu überstürzen. Ein solches Buddy-Programm muss durchdacht und immer zum Wohl des Patienten sein. Erst einmal wollen wir unser Konzept in Hamburg ausweiten.

Tina Stähler führte das Interview. Sie ist Redakteurin der G+G.
Bildnachweis: privat