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Patientenversorgung

Ungleiche Bedingungen

Mit Öffnung des ambulanten medizinischen Bereichs für die Krankenhäuser ist die ehemals klare Trennung zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung aufgehoben. Wegen ungleicher Wettbewerbsbedingungen hinsichtlich Bedarfsplanung, Vergütung und Investitionsplanung sehen niedergelassene Ärzte diese Entwicklung kritisch. So ist es Kliniken im Unterschied zu ihnen möglich, defizitäre Leistungsbereiche aus anderen querzusubventionieren oder bestehende Strukturen für die ambulante Versorgung deckungsbeitragswirksam einzusetzen. Ihre Berufsverbände gaben daher Gutachten für die Onkologie sowie für die Neurologie und Psychiatrie in Auftrag, um die Wettbewerbssituation genauer unter die Lupe zu nehmen und Reformoptionen aufzuzeigen. Der vorliegende Band fasst die Ergebnisse anschaulich zusammen. Neben einer ausführlichen Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation beleuchten die Autoren die aus wettbewerbspoli­tischer Sicht problematischen Gesichtspunkte unter den gegenwärtigen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen. Anschließend werden Handlungsempfehlungen formuliert, die geeignet sind, die Probleme zu beheben. Wie die Umsetzung in die Praxis erfolgen kann, zeigen die Autoren anhand konkreter Konzepte.
Michael Coenen, Justus Haucap (Hrsg.): Wettbewerb in der ambulanten medizinischen Versorgung. 2019. 247 Seiten. 49 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

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Digitalisierung

Von anderen Ländern lernen

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird die Versorgung drastisch ändern. Doch sie muss zum Wohle des Patienten sein. Darin sind sich alle Experten einig. Um jetzt im Wandel die Weichen für eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung stellen zu können, hat Dr. Jens Baas namhafte Fachleute aus Versorgungswirtschaft, Wissenschaft und Politik gewinnen können, die mit ihren durchaus kontroversen Positionen und Einschätzungen wichtige Impulse zum Thema setzen. Im ersten Kapitel werden die aktuellen medizinischen und systemtechnischen Innova­tionen wie die elektronische Gesundheitsakte oder die Robotik vorgestellt und ihre Bedeutung für die gesundheitliche Versorgung diskutiert. Beim Blick über den Tellerrand wird klar, dass Deutschland in Sachen Digitalisierung noch erheblichen Nachhol­bedarf hat. Um aus den internationalen Erfahrungen lernen zu können, zeigt das zweite Kapitel an Fallbeispielen auf, wie Patienten in Estland, Dänemark und Schweden von innovativen elektronischen Lösungen wie der elektronischen Gesundheitsakte pro­fitieren. Wie innerhalb des deutschen Gesundheitssystems zwischen und über alle Sektoren hinweg eine Vernetzung gelingen und dabei eine patientenorientierte Versorgung gesichert werden kann, zeigen die Beiträge im letzen Kapitel.
Jens Baas (Hrsg.): Zukunft der Gesundheit – vernetzt, digital, menschlich. 2019. 315 Seiten. 59,95 Euro. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin.

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Kommunikation

Moral und Gewissen im Datenstrom

Die rasante Entwicklung der digitalen Medien hat zu einer kompletten Veränderung des Nutzungsverhaltens geführt. Jeder ist gleichzeitig Sender und Empfänger. Es gibt weder Grenzen noch Schleusen. Ist unabhängiger Journalismus da überhaupt noch notwendig? Ja, betonen die Herausgeber Andreas Narr, Leiter des SWR-Studios in Tübingen, und Bernhard Pörksen, Pro­fessor für Medienwissenschaften an der Universität Tübingen. Er ist wichtiger denn je, wenn er als Orientierungshilfe und Leitplanke in einer sich immer schneller drehenden Welt verstanden wird. In diesem Sinne initiierten sie die Tübinger Mediendozentur mit Vorträgen prominenter Journalisten, von denen einige nun in diesem Buch veröffentlicht sind. Um Fake News und Hass im Netz geht es in den Beiträgen von Richard Gutjahr und Georg Mascolo. Sascha Lobo und Juli Zeh zeigen auf, was die digitale Vernetzung für das Individuum und für die Gesellschaft bedeuten. Und Miriam Meckel und Ranga Yogeshwar beleuchten die Folgen algorithmischer In­formationssortierung auf die Meinungsbildung. Ihnen allen geht es in ihren erhellenden Analysen jedoch nicht darum, eine dystopische Welt zu skizzieren. Im Gegenteil: Sie er­mutigen dazu, sich gegen Aggressivität, Hass und Hetze im Netz zu engagieren.
Bernhard Pörksen, Andreas Narr (Hrsg.): Schöne digitale Welt. 2020. 218 Seiten. 21 Euro. Herbert von Halem Verlag, Köln.

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Sozialpolitik

Visionen für Europas Zukunft

Der Brexit zeigt: Die europä­ische Idee hat ihre Anziehungskraft verloren. Die Herausgeber des vorliegenden Bandes sind sich sicher, dass eine der Ursachen auch darin zu finden ist, dass es bis dato keine gemeinsame Sozialpolitik auf europäischer Ebene gibt. So fehlt es an einem einheitlichen Umgang mit den vielen in der Europäischen Union Hilfe suchenden Menschen. Europa braucht neue Antworten und Konzepte in Hinblick auf das Soziale. Die Beiträge namhafter Autoren aus Rechts-, Politikwissenschaft und Praxis liefern dazu wertvolle Ideen. So sprechen sich Joß Steinke und Kathleen Wabrowetz trotz nationaler Tendenzen für eine Fortsetzung der Integration und den Ausbau der EU zu einer Sozialunion aus. Dazu stellen sie drei mögliche Ansätze vor. Da­gegen sieht Joachim Rock derzeit keine Hoffnung, mit einem „Weiter so“ eine gemeinsame Sozialpolitik aufzubauen. Er plädiert für ein Europa der Solidarität und Subsidiarität, zum Beispiel durch eine Vertiefung der Zusammenarbeit der Regionen in Europa. Aufbauend darauf diskutieren weitere Autoren aktuelle Fragen zu den Auswirkungen der Europäisierung auf die Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege.
Joachim Rock, Joß Steinke (Hrsg.): Die Zukunft des Sozialen – in Europa? 2019. 117 Seiten. 29 Euro. Nomos Verlag, Baden-Baden.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.