Nachruf

Streitbarer Sozialpolitiker und Humanist

Als einen sachkundigen,

streitbaren und verlässlichen Politiker haben die beiden Aufsichtsvorsitzenden des AOK-Bundesverbandes den verstorbenen früheren Bundesarbeitsminister Norbert Blüm gewürdigt. Der CDU-Politiker sei ein überzeugter Verfechter der Sozialpartnerschaft gewesen, so Dr. Volker Hansen und Knut Lambertin.
 
Blüm war am 23. April im Alter von 84 Jahren in Bonn verstorben. Er war in der gesamten Regierungszeit von Helmut Kohl Bundesminister für Arbeit und Soziales und in den ersten beiden Legislaturperioden auch für die gesetzliche Krankenversicherung zuständig. Zehn Jahre lang war er Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Blüm hatte nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher bei Opel – damals trat er der IG Metall bei – auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur gemacht und Philosophie studiert.

Porträt von Norbert Blüm, früherer Bundesarbeitsminister und CDU-Politiker

In memoriam Norbert Blüm

 

 

 

Trotz seiner Nähe zur Arbeitnehmerschaft setzte Blüm eine Politik gegen die Gewerkschaften mit um. „Die Auseinandersetzungen in den 80er-Jahren um Lohnverzicht oder um den Streikparagrafen 116 waren heftig“, erinnert Lambertin, Vertreter der Versicherten im Aufsichtsrat. Auch mit dem Gesundheitsreformgesetz 1989 sei Blüm durchaus auf Konfrontation gegangen, indem er etwa das Sterbegeld kürzte und die Leistungen der Krankenkassen bei Brillen verringerte. Zugleich, so Lambertin, habe er mit den Festbeträgen für Arzneimittel die erste wirksame Kostenbremse eingeführt.

Genauso energisch setzte sich der Arbeitsminister Anfang der 90er-Jahre für eine soziale Pflegeversicherung ein, die er gegen heftigen Widerstand des Koalitionspartners FDP und der Wirtschaft durchsetzte. „Dabei aber hat Blüm sich dafür eingesetzt, dass die Arbeitgeber auch in der Pflegeversicherung über die soziale Selbstverwaltung eingebunden sind“, so Hansen, der im Aufsichtsrat die Arbeitgeberseite vertritt. Bei allen Differenzen sei Blüm immer ein verlässlicher Partner gewesen.

Über den Sozialpolitiker hinaus schätzten Lambertin und Hansen den christlichen Humanisten Blüm mit seiner Ordnungspolitik. „Blüm hatte, was in Zeiten des Rechtspopulismus oft vermisst wird, immer eine klare Haltung“, betont Lambertin.

Bildnachweis: Marco Prosch/GettyImages