„Gute Pflege braucht gute Rahmenbedingungen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel in einer Videobotschaft zum Pflegetag.
Deutscher Pflegetag

Ein Berufsstand zeigt Profil

Mit Forderungen nach höheren Einkommen, mehr Personal und Strukturreformen positionierte sich die Pflege auf einem großen digitalen Kongress. Dabei standen die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie im Mittelpunkt. Von Änne Töpfer

Bessere Qualifizierung

und Vergütung in der Pflege, eine bedarfsgerechte Personalbemessung für Heime und Kliniken sowie mehr Gehör in der Politik forderte die Bundespflegekammer zum Auftakt des 7. Deutschen Pflegetages. Aus dem Präsidium der 2019 gegründeten Kammer positionierten sich Patricia Drube, Dr. Franz Wagner und Dr. Markus Mai für mehr Wertschätzung und Anerkennung des Berufsstandes. „Die Pflege ist als systemrelevant erkannt worden, aber bis heute nicht in den Krisenstäben vertreten“, kritisierte Wagner.
 
Patricia Drube wies auf die Belastung und den Personalmangel in der Pflege hin, der durch die Corona-Pandemie noch verstärkt worden sei. „Die Kolleginnen und Kollegen sind müde“, so die Altenpflegerin. Sie forderte ein bundesweit einheitliches Personalbemessungsverfahren für die stationäre Langzeitpflege. Zudem plädierte die Präsidentin der Pflegekammer Schleswig-Holstein für eine Qualifizierungsoffensive: „Wir brauchen gut qualifizierte Assistenzkräfte und eine Erhöhung der akademischen Ausbildungszahlen.“

Attraktiv honorieren.

Markus Mai, Präsident der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, sieht in der Vergütungssituation Optimierungspotenziale: „Pflegefachpersonen müssen attraktiver honoriert werden, um auch junge Menschen zu überzeugen, in unseren Beruf zu gehen.“ Der Krankenpfleger forderte ein Einstiegsgehalt von 4.000 Euro bundesweit. Nur so ließe sich die Lücke schließen, die dadurch entstehe, dass bis 2035 rund eine halbe Million Pflegekräfte in den Ruhestand gehen würden.

Kräfte bündeln.

Als Anhänger der Kammern gab sich auf dem Pflegetag Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu erkennen. Pflege sei die soziale Frage der 2020er Jahre, deren Bewältigung einen gut organisierten Berufsstand brauche. „Ich bin sehr für Pflegekammern. Am Ende ist man zusammen stärker“, so der Minister. „Gute Pflege braucht gute Rahmenbedingungen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Videobotschaft zum Pflegetag. Dazu gelte es, die Kräfte in Politik und Praxis zu bündeln, wie es bereits in der Konzertierten Aktion Pflege geschehen sei. Merkel machte zudem auf die Lage der Pflegebedürftigen in der Pandemie aufmerksam. „Ihr Schutz hat höchste Priorität.“ Gleichzeitig sollten alle Spielräume für Besuche und Kontakte ausgeschöpft werden.

Strukturen verbessern.

Der AOK-Bundesverband ist Mitgründer und langjähriger Partner des Pflegetages. Er setzte auf dem diesjährigen Kongress mit eigenen Veranstaltungen Akzente. Zum Thema „Gesund pflegen – Wie geht das?“ war AOK-Präventionsexperte Dr. Michael Drupp auf dem Podium und erläuterte, wie die AOK die Betriebliche Gesundheitsförderung für Pflegekräfte unterstützt. Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, stand in der Diskussionsrunde „Was ist der Gesellschaft die Pflege in Zukunft wert?“ Rede und Antwort. „Wir müssen über die Strukturen reden, nicht nur über die Kosten.“ Die Kompetenzen der Pflege müssten erweitert werden. Litsch plädierte dafür, das Teilleistungssystem Pflegeversicherung so weiterzuentwickeln, dass es in der Gesellschaft auf Akzeptanz stößt. Die aktuellen Reformvorschläge aus dem Ministerium zementierten die Sektoren, bedauerte der AOK-Chef.

Nächster Pflegetag im Mai.

Auf dem ausschließlich digitalen 7. Deutschen Pflegetag fanden sich nach Angaben der Veranstalter zeitweise mehrere Tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein und diskutierten in Chatrooms mit. In der virtuellen Ausstellung war der AOK-Bundesverband mit einem Stand vertreten, an dem es beispielsweise um das Forschungsprojekt „Qualitätsorientierte Prävention und Gesundheitsförderung in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Pflege“ ging.
 
Der nächste Deutsche Pflegetag ist für den 20. und 21. Mai 2021 geplant. „Wir arbeiten daran, dass er wieder analog stattfinden kann“, versprach Jens Spahn im Hinblick auf die Corona-Strategie der Bundes­regierung.

Weitere Informationen über den Deutschen Pflegetag

Änne Töpfer ist verantwortliche Redakteurin der G+G.
Bildnachweis: Deutscher Pflegetag