Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Verschwörungstheorien entgegentreten“

In der Debatte über Corona-Maßnahmen und das Impfen sollten sich die Krankenkassen stärker zu Wort melden, findet der Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bremen/Bremerhaven, Wolfgang Söller.

 

G+G: „Querdenker“, Esoteriker, Impfgegner – mit Gesundheitsin­formationen werden politische Kämpfe geführt. Müssen die Krankenkassen hier stärker gegenhalten?

Wolfgang Söller: Aus meiner Sicht ja. Unser Gesundheitswesen ist stark, das zeigt sich aktuell in der Corona-Krise. Aber die Infos darüber werden in Teilen der Gesellschaft lückenhaft und zum Teil völlig falsch aufgenommen und verstanden. Daraus können Verschwörungs­theorien gedrechselt werden, denen wir entgegentreten müssen.

G+G: Berichten die Medien ausführlich und differenziert genug?

Söller: Die Menge und die Qualität der Informationen sind nicht das Problem. Es fehlt aber oft ein grundlegendes Verständnis, warum unser Gesundheitswesen so aufgebaut ist und so arbeitet. Es ist ein wichtiger Teil unseres politischen und gesellschaftlichen Systems, das die Solidarität weitgehend reibungslos ermöglicht.  

G+G: Was ist zu tun?

Söller: Das Gesundheitssystem sollte ein fester und nicht zu kleiner Bestandteil des Politik- und Sachkundeunterrichts in der Schule sein. Doch das ist nicht die einzige Option: Als AOK haben wir mit 27 Millionen Versicherten eine große Informationsmacht. Grundlegende Prinzipien des Gesundheitswesens und die Entscheidungen sollten wir transparenter und verständlicher darstellen. Dieser anspruchsvollen Aufgabe stellen wir uns jetzt schon. Aber die teils heftigen Auseinandersetzungen um die Corona-Maßnahmen und den Impfstoff zeigen: Das müssen wir noch besser machen.

Bildnachweis: Tristan Vankann