Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Mobiles Arbeiten braucht Regeln“

Homeoffice bietet Schutz in der Pandemie. Doch muss auch hier die Gesundheit großgeschrieben werden, mahnt Dietmar Muscheid, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.

G+G: Herr Muscheid, in der Pandemie arbeiten viele Beschäftigte zum Schutz vor Ansteckung im Homeoffice. Wie bewerten Sie das?

Dietmar Muscheid: Kontakte zu beschränken, entzieht dem Virus die Nahrung. Es könnten noch mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, die Möglichkeiten sind längst noch nicht ausgeschöpft. Die neue Arbeitssituation darf jedoch nicht zulasten der Gesundheit gehen.

G+G: Wo sehen Sie im Homeoffice Gefahren?

Muscheid: Während das echte Homeoffice gut geregelt ist, befinden sich die meisten Beschäftigten aktuell im mobilen Arbeiten. Hier fehlt es an Regeln und an der Ausstattung, man könnte es als „wildes Homeoffice am Küchentisch“ beschreiben. Viele Beschäftigte klagen über eine Entgrenzung der Arbeitszeit und dass der Stress merklich zugenommen habe. Hier braucht es dringend mehr verbindliche Regeln, beispielsweise bis wann der Chef abends noch anrufen darf oder wie die Arbeitszeit erfasst wird. Sonst geht das mobile Arbeiten ganz schnell auf den Rücken und die Psyche.

G+G: Und was wünschen Sie sich für die Beschäftigten, die nicht von zu Hause aus arbeiten können?

Muscheid: Sie dürfen in der Diskussion um den Arbeitsschutz nicht vergessen werden. Hier sind die Betriebe in der Pflicht, die notwendige Schutzausrüstung und Masken bereitzustellen, kostenlose Schnelltests anzubieten und für ausreichende Abstände zu sorgen. Ich würde mir wünschen, dass die Einhaltung der Hygienepläne viel stärker als bisher kontrolliert und notfalls auch sanktioniert wird.

Bildnachweis: AOK Rheinland-Pfalz/Saarland