Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Höhere Zusatzbeiträge gilt es zu vermeiden“

Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) muss auf eine solide Grundlage gestellt werden, fordert Dieter Kolsch, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.

G+G: Herr Kolsch, die Pandemie hat das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen gestellt. Welche Lehren ziehen Sie daraus?

Dieter Kolsch: Corona hat uns vor Augen geführt, welchen Stellenwert Gesundheit hat – oder zukünftig haben sollte. Alle Beteiligten müssen gemeinsam dafür Sorge tragen, das Gesundheitswesen finanziell, strukturell und personell für die Zukunft gut aufzustellen, damit wir als Gesellschaft pandemische Notlagen solidarisch meistern können. Dabei gilt es, besonders auf diejenigen zu achten, die unseren Schutz besonders nötig haben.

G+G: Was sind Ihre Forderungen an die Politik zur Bundestagswahl?

Kolsch: Die Finanzierung der GKV muss langfristig auf stabilem Boden stehen. Zahlreiche Gesetzesvorhaben des Gesundheitsministeriums bringen die Krankenkassen nach der Pandemie in eine schwierige Lage. Die Versicherten und Arbeitgeber dürfen nicht durch steigende Zusatzbeiträge belastet und zur Bewältigung versichertenfremder Leistungen herangezogen werden, die eigentlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind.

G+G: Zukunftsthema Pflege: Was erwarten Sie von der Pflegereform?

Kolsch: Wir brauchen eine tiefgreifende Reform der Pflege: Es darf nicht darauf ankommen, wieviel Pflege in der Theorie benötigt wird oder wie viele Pflegekräfte im Krankenhaus tätig sind. Es muss vielmehr ausschlaggebend sein, dass die zu Pflegenden gut versorgt werden und ihnen die Pflege zukommt, die ihnen zusteht. Wir brauchen mehr Pflege und weniger Bürokratie!

Bildnachweis: AOK Rheinland/Hamburg