Porträt
Selbstverwaltung im Gespräch

„Wir fordern eine jährliche Dynamisierung der Pflegeleistungen“

Die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und Beitragszahler steigt rapide. Der alternierende Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bayern, Frank Firsching, verlangt daher schnelle Reformen.

G+G: Herr Firsching, viele Pflegebedürftige können sich den Heimplatz kaum noch leisten. Was muss passieren?

Frank Firsching: Wir fordern eine jährliche Dynamisierung der Pflegeleistungen, die sich an den Bruttolohnzuwächsen orientiert und sich an den Automatismus in der Rentenversicherung anlehnt. Außerdem sollten die Länder künftig die Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen übernehmen. Allein dies würde die Bewohner um mehrere hundert Euro im Monat entlasten. Es kann nicht die Aufgabe von Pflegebedürftigen sein, den Bau und die Sanierung von Pflegeeinrichtungen zu bezahlen.

G+G: Sie fordern auch eine Entlastung der Beitragszahler …

Firsching: Wir dürfen den Pflegekassen nicht länger versicherungsfremde Leistungen aufbürden. Ein Beispiel: Die Pflegekassen übernehmen die Rentenbeiträge für pflegende Angehörige. Dies ist eindeutig Aufgabe der Steuerzahler.

G+G: Für Kritik sorgt auch die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Pflege. Wie könnte hier eine Lösung aussehen?

Firsching: Die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Pflege ist völlig lebensfremd und muss dringend aufgehoben werden. Wir wollen, dass alle Pflegebedürftigen die notwendigen Leistungen noch einfacher und bedarfsgerechter erhalten. Dazu schlagen wir vor, dass – unabhängig vom Ort der Leistungserbringung – jeder Pflegebedürftige einen Anspruch auf ein Geldleistungs- und ein Sachleistungsbudget erhält.

Bildnachweis: AOK Bayern