Neues aus der Uni

„Politik sollte offen sein für den wissenschaftlichen Diskurs“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Leiterin des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie an der Technischen Universität München.

Frau Professor Sundmacher, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Leonie Sundmacher: Ich habe in den letzten Jahren intensiv zur Bedarfsplanung, zum Vergütungssystem und zu den Organisationsstrukturen insbesondere im ambulanten Sektor gearbeitet. Nun sind mein Team und ich wieder dazu übergangen, den Patientenpfad in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen. Wir überlegen, wie durch Veränderungen in den genannten Bereichen und sinnvolle Anreize eine kontinuierliche Behandlung entlang des Patientenpfads erreicht werden kann, und führen hierzu Interventionsstudien und Analysen durch.

Porträt von Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Leiterin des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie an der Technischen Universität München

Zur Person

Prof. Dr. Leonie Sundmacher übernahm seit 2020 den Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre, Gesundheitsökonomie und Politikwissenschaft in York/England und Berlin lehrte sie als Juniorprofessorin an der Technischen Universität Berlin. Zuletzt leitete sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München den Fachbereich Health Services Management.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Sundmacher: Am Lehrstuhl arbeiten wir in der Regel in Großprojekten mit mehreren Konsortialpartnern, die verschiedene Fachrichtungen vertreten. Die interdisziplinäre Arbeit, insbesondere mit Medizinern, Epidemiologen, Informatikern und Vertretern der Selbstverwaltung, ist daher unsere tägliche Routine. Während der Pandemie haben wir zudem realisiert, dass wir unsere Projekttreffen mit nationalen und internationalen Partnern ohne größere Qualitätsverluste in Videokonferenzen durchführen können. Dies erleichtert die Koordination und erweitert den Radius für Kooperationen.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Sundmacher: Politiker sind gut beraten, wenn sie sich auf Wissenschaft einlassen und die Ergebnisse evidenzbasierter Studien kennen. Die Wissenschaft spricht allerdings selten mit einer Stimme. Das heißt: Politiker müssen auch offen für den wissenschaftlichen Diskurs sein.

Diese Rubrik finden Sie auch in der Wissenschaftsbeilage der G+G. Hier geht es zur aktuellen G+G-Wissenschaft.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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