Neues aus der Uni

„Gesundheit im Arbeitskontext steht im Fokus unserer Forschung“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Judith Volmer, Leiterin der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Bamberg.

Frau Professorin Volmer, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Judith Volmer: Transformationsprozesse durch Digitalisierung im Arbeitskontext beschäftigen uns aktuell besonders. Wir untersuchen in verschiedenen Projekten, was sich im Zuge der „New Work“ für Organisationen sowie Beschäftigte verändert. Dabei stehen oft Führungsprozesse und das Thema Gesundheit im Arbeitskontext im Fokus unserer Forschung. Wir verwenden einen multimodalen Forschungsansatz und nutzen zum Beispiel Experimente, Panelstudien oder qualitative Interviews. Neben psychologischen Maßen erfassen wir häufig auch physiologische Daten, zum Beispiel den Cortisolwert oder die Herzratenvariabilität. Die Erkenntnisse setzen wir in digitalen Präventionskonzepten um. Unsere Vision ist es, zu einer gesunden und nachhaltigen Laufbahngestaltung von Beschäftigten beizutragen.

Porträt von Judith Volmer, Leiterin der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Bamberg

Zur Person

Prof. Dr. Judith Volmer leitet seit 2013 die Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Bamberg. Nach ihrem Studium der Psychologie mit Nebenfach Rechtswissenschaften an der Universität Bielefeld und der Promotion an den Universitäten Braunschweig und Konstanz habilitierte sie an der Universität Erlangen-Nürnberg. 2012 folgte Volmer einem Ruf an die Universität Bamberg. Internationale Stationen waren an der New York University und der Portland State University in den USA und der Universität Bologna/Italien.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Volmer: In verschiedenen Forschungs- und Anwendungsprojekten arbeiten wir interdisziplinär mit Kolleg:innen der Soziologie, Informatik und den Betriebswirtschaften zusammen. So untersuchen wir aktuell in einem Projekt des Smart City Research Lab zusammen mit Kolleg:innen aus der Informatik, wie digitale Transformationsprozesse im Arbeitskontext mit der psychischen und physischen Gesundheit von Beschäftigten zusammenhängen. Hierzu setzen wir unter anderem Sensoren ein. Außerdem bin ich Mitglied in verschiedenen interdisziplinären Forschungsverbünden, zum Beispiel im „LASER – Labor and Socio-Economic Research Center“, einer gemeinsamen Initiative mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Eine internationale Vernetzung spielt außerdem eine wichtige Rolle an unserer Professur, so dass wir in Projekten oder in Austauschprogrammen in Forschung und Lehre mit internationalen Partner:innen kooperieren.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Volmer: Die Beziehung zwischen Wissenschaft und Politik ist komplex. Beides ist schneller und dynamischer geworden. Sicher ist es wünschenswert, dass die Politik wissenschaftliche Erkenntnisse als Entscheidungsgrundlage nutzt. Unabhängigkeit ist sehr wichtig, Wissenschaft sollte sich nicht „vor den Karren“ spannen lassen.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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