Neues aus der Uni

„Fragestellungen rund um die Gesundheit können nur ganzheitlich beantwortet werden“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Robert Nuscheler, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft, insbesondere Gesundheitsökonomik, an der Universität Augsburg.

Herr Professor Nuscheler, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Robert Nuscheler: Momentan beschäftigt uns die unzureichende finanzielle Absicherung bei dauerhafter Pflegebedürftigkeit. In einer Reihe von ökonomischen Laborexperimenten versuchen wir besser zu verstehen, warum die Finanzierungslücke nicht durch private Pflegezusatzversicherungen geschlossen wird beziehungsweise werden kann. Außerdem gelangen durch meine Tätigkeit im wissenschaftlichen Beirat zur Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs (RSA) immer wieder Anreizprobleme des RSA in den Fokus. Die sich daraus ergebenden Implikationen für die Ausgestaltung des RSA bilden einen weiteren Forschungsschwerpunkt.

Porträt von Robert Nuscheler, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft an der Universität Augsburg

Zur Person

Prof. Dr. Robert Nuscheler ist Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwissenschaft, insbesondere Gesundheitsökonomik an der Universität Augsburg. Er hat an der Freien Universität Berlin Volkswirtschaftslehre studiert und dort auch promoviert. Es folgten Positionen am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, der McMaster University und der University of Waterloo. Im Jahr 2008 folgte er einem Ruf an die Universität Augsburg.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Nuscheler: Das 2014 gegründete Zentrum für interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) an der Universität Augsburg verleiht der Tatsache Ausdruck, dass Fragestellungen rund um die Gesundheit beziehungsweise die Gesundheitsmärkte nur ganzheitlich und disziplinübergreifend beantwortet werden können. Seit über sechs Jahren bin ich Vorstandsmitglied des ZIG und habe in dieser Rolle die Idee der Netzwerkuniversität vorangetrieben.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Nuscheler: Sagen wir es so: Würde die Politik nicht auf die Wissenschaft hören, wäre sie ganz sicher schlecht beraten. Vielmehr sollte sich die Politik in ihren Entscheidungen auf belastbare wissenschaftliche Evidenz stützen, also eine evidenzbasierte Wirtschafts- und Sozialpolitik betreiben. Da bei politischen Entscheidungen immer auch Zielkonflikte gelöst werden müssen, ist dies keine leichte Aufgabe. Die Rolle der Wissenschaft endet hier.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
Bildnachweis: Universität Augsburg, Foto Startseite: iStock.com/uschools