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Corona

Analyse der sozialen Pandemie-Folgen

Die wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit sei das Kardinalproblem unserer Gesellschaft. Die Covid-19-Pandemie habe diese nicht nur sichtbarer gemacht, sondern noch verschärft, konstatiert der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge. In seinem neuen Buch setzt er sich kritisch und konstruktiv mit den gesellschaftlichen Folgen der pandemischen Ausnahmesituation auseinander und reflektiert insbesondere die zum Teil erheblichen Auswirkungen auf Frauen, Mütter, Senioren, Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte. Für seine Analyse greift er auf die Er­gebnisse aktueller Forschungen zurück und lässt namhafte Experten zu Wort kommen. Detailliert zeichnet er die Konzepte und Strategien zum Infektionsschutz nach und unterzieht sie einer Bewertung, um dann sachkundig einen Vergleich zwischen der sozioökonomischen Ungleichheit vor und nach der Pandemie zu ziehen. Dass mit der zunehmenden Diskrepanz auch die politische Zerrissenheit zugenommen hat, verdeutlicht er am Beispiel der zentrifugalen Entwicklung des Parteiensystems und der Radikalisierung der bürgerlichen Mitte. Doch wie lässt sich der gesellschaft­liche Zusammenhalt wiederherstellen? Die Antwort könne nur in der Abschaffung der Ungleichheit liegen, meint Butterwegge. Seine konkreten Vorschläge dazu regen die Debatte für eine sozial-ökonomische Transformation an.
Christoph Butterwegge: Die polarisierende Pandemie. 2022. 250 Seiten. 19,95 Euro. Beltz Juventa Verlag, Weinheim.

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Lehrbuch

Reflexion über gute Pflege

Ist von der Qualität in der Pflege die Rede, entsteht oftmals der Eindruck, dass die Dokumentation bedeutsamer ist als die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen. Das vor­liegende Lehrbuch für Pflegestudium und -ausbildung bewegt sich genau in diesem Spannungsfeld. Das Autorenteam schaut zunächst objektiv auf den Qualitätsbegriff, stellt übersichtlich Definitionen, Dimensionen und Systema­tisierungen dazu vor und vermittelt die gesetzlichen Grundlagen. Wie unterschiedlich die Vorstellungen zur Qualität der Pflege sind, wenn subjektiv auf den Begriff geschaut wird, veranschaulichen die Perspektiven von Pflege­bedürftigen, Leistungsträgern und Pflegekräften. Ausführlich gehen die Autoren auf die Entwicklung, Einführung, Messung und Bewertung von Qualitätsmaßnahmen ein und stellen etablierte Instrumente vor. Welchen Beitrag die Einrichtungen selbst für eine gute Pflegequalität auch unter schwierigen Rahmenbedingungen leisten können, wird kritisch reflektiert. Das Buch bietet Auszubildenden in der Pflege ein umfassendes Rüstzeug für die Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Verknüpfung der gut strukturierten theoretischen Inhalte mit praxisnahen Beispielen aus dem Pflegealltag erleichtert das Verständnis. Reflexionsfragen laden zum Nachdenken und Diskutieren ein. Übungs­aufgaben ermöglichen es, das Gelernte zu überprüfen.
Andreas Büscher, Moritz Krebs: Qualität in der Pflege. 2022. 222 Seiten. 29,90 Euro. Ernst Reinhardt Verlag, München.

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Multimorbidität

Strategien für ärztliche Therapien

Patientinnen und Patienten mit mehreren unterschied­lichen Erkrankungen, viel­fältigen Beschwerden und Multimedikation sind eine Herausforderung für jede Hausarztpraxis. Hier gilt es, den Überblick zu behalten, mit dem Patienten realisierbare Therapieziele zu definieren und tragbare Behandlungsmaßnahmen zu treffen. Mit welchen Konzepten das gelingt, zeigen Autoren aus Forschung und Versorgung in diesem Handbuch. Sie erläutern die Kriterien für die Analyse klinischer Interaktionen und beschreiben evidenzbasierte Methoden, um diese aufzuspüren. Sie gehen auf die Bedeutung von Patientenpräferenzen für eine erfolgreiche Arzt-Patienten-Kommunika­tion ein, analysieren die He­rausforderungen und stellen Methoden zur Erhebung vor. Und sie geben Empfehlungen für eine individualisierte Versorgung als bestmögliche Option für das Erreichen von Behandlungszielen. Wie sich dies für multimorbide Erkrankungen in speziellen Entscheidungssituationen umsetzen lässt, wird praxisnah beschrieben. Mehr als 30 Fall- und Best-Practice-Beispiele, Tipps und Kommentare erleichtern den Praxisbezug. Zahlreiche Tabellen und Abbildungen veranschaulichen Wissens­wertes, und Toolboxen liefern weiterführende Informationen.
Marjan van den Akker, Christiane Muth: Praxishandbuch Multi­morbidität. 2022. 272 Seiten. 39 Euro. Elsevier, München.

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Prävention

Umgang mit Süchten

Die Idee zu diesem Buch kam dem Psychiater Georg Psota wenige Monate nach dem Ausstieg aus seiner 40-jährigen Nikotinsucht. Die persönliche Suchterfahrung und die seiner Patienten sind in diesem wissenschaftsbasierten, leicht verständlichen Sachbuch und Ratgeber unter Mitwirkung des Journalisten Michael Horowitz zusammengeflossen. Die Autoren erklären fachlich fundiert, was Sucht ist, stellen detailliert bedeutsame Drogen vor und nehmen ausführlich die wichtigsten stoffungebundenen Süchte unter die Lupe. Dabei gehen sie nicht nur auf das Suchtpotenzial und die Folgen der Abhängigkeit für den Einzelnen und sein Umfeld ein, sondern beleuchten auch die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaft­lichen Auswirkungen. Dass trotz der negativen Folgen weiter immense ökonomische Interessen an der Aufrechterhaltung des Drogenkonsums bestehen, zeigen die Autoren anhand zahlreicher Beispiele auf. Doch warum entwickeln wir überhaupt Abhängigkeiten? Erhellende Antworten liefern die lebendig erzählten Lebens- und Leidensgeschichten von bekannten Künstlern. Doch es gibt Wege aus der Sucht, be­tonen die Autoren, und stellen Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene und ergänzende Hilfen für Angehörige vor.
Georg Psota, Michael Horowitz: Sucht. 2022. 272 Seiten. 24 Euro. Residenz Verlag, Salzburg, Wien.

Beate Ebbers ist freie Journalistin in Peine.