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Rundruf

Wie Ungesundes beschränken?

Kinder essen etwa doppelt so viele Süßigkeiten wie empfohlen. Bei Obst und Gemüse ist jedoch noch viel Luft nach oben. Können Werbebeschränkungen die Jüngsten vor Ungesundem schützen?

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Luise Molling, Campaignerin bei Foodwatch e. V.:
Ein effek­tives Gesetz gegen Junkfood-Marketing ist ein zentraler Baustein im Kampf gegen die grassierende Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen. Denn Werbung für ungesunde Produkte führt nachweislich dazu, dass Kinder mehr Snacks, zuckrige Limos und Süßigkeiten verzehren. Ein Verbot hilft auch den Eltern: Im Kampf gegen die milliardenschweren Werbeetats der Süßwaren- und Fast-Food-Industrie stehen sie derzeit auf verlorenem Posten. Kinder für gesunde Ernährung zu begeistern wird viel einfacher, wenn nur noch ausgewogene Produkte an Kinder beworben werden dürfen.

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Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten:
Etwa jedes siebte Kind zwischen drei und 17 Jahren ist hierzulande zu dick – mit oft schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen wie Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Werbeverbot ist ein erster wichtiger Schritt. Entscheidend ist, dass die Bundesregierung „keine halben Sachen“ macht. Kinder schauen nicht nur klassische Kindersendungen, sondern auch Familienformate. Außerdem surfen viele unbeaufsichtigt im Internet. Daher sollte ein Verbot von sechs bis 23 Uhr greifen. Auch Influencer sollten nur für Gesundes werben dürfen.

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Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittel­verbands Deutschland e. V.:
Die Frage ist, was Werbever­bote nicht bewirken können – und das ist Einfluss nehmen auf die Übergewichtsprävention. Dazu ist die Kindergesundheit zu vielschichtig und die externen Faktoren des kindlichen Ernährungsverhaltens sind zu komplex. Außerdem ist all das ungesund, wovon man im Übermaß isst, unabhängig von einzelnen Inhaltsstoffen. Wissenschaftlich gibt es hier also noch viele Fragezeichen. Sinnvoller ist es, Kindern von Beginn an zielgruppengerecht und spielerisch Alltagskompetenzen zu vermitteln und ihnen aufzuzeigen, was eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung bedeutet.

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Dr. Bernd Nauen, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft e. V.:
Werbeverbote machen kein Kind schlanker, das zeigen Daten aus Ländern mit Werbeverboten. Auch ist eine Einteilung in „gesunde“ oder „ungesunde“ Lebensmittel nicht hilfreich. Entscheidend für ein gesundes Gewicht sind eine ausgewogene Gesamternährung und ausreichende Bewegung. Die Ursachen für kindliches Übergewicht werden durch Werbeverbote nicht verändert: zu wenig Bewegung in Schule und Freizeit, ungünstige familiäre (Finanz-)Situation und Ernährungsmuster. Werbung verschiebt Marktanteile im jeweiligen Produktbereich, sie ist jedoch kein Hebel für Gewichtsveränderungen. Es braucht nachhaltige Antworten auf lebenswirkliche Herausforderungen.

Bildnachweis: foodwatch, Dirk Deckbar, S. Engelhardt/Lebensmittelverband, ZAW