Neues aus der Uni

„Politik, Unternehmen und öffentliche Verwaltung können bessere Entscheidungen treffen“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Hannes Zacher, Inhaber der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie an der Universität Leipzig.

Herr Professor Zacher, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Hannes Zacher: Mein Team und ich untersuchen, wie sich die Gestaltung von Arbeitsbedingungen und das Verhalten von Beschäftigten auf die Entwicklung von Zivilisationserkrankungen wie Adipositas und Depression auswirken. Weiterhin interessieren uns Effekte von Zivilisationserkrankungen auf das Erleben und Verhalten am Arbeitsplatz, zum Beispiel der Umgang mit erfahrener Diskriminierung und aktive Anpassung der Arbeitsbedingungen an mögliche gesundheitliche Einschränkungen. Wir erforschen auch, ob sich diese Effekte hinsichtlich Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status und Familiensituation unterscheiden. Unsere Forschung auf diesem Gebiet wird durch ein sechsjähriges Förderprogramm der VolkswagenStiftung finanziert.

Porträt von Prof. Dr. Hannes Zacher, Inhaber der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie an der Universität Leipzig

Zur Person

Prof. Dr. Hannes Zacher ist seit Oktober 2016 Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie am Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig. Er promovierte 2009 an der Justus-Liebig-Universität Gießen und arbeitete anschließend an drei verschiedenen Universitäten in Australien und den Niederlanden. Er ist Mitherausgeber mehrerer internationaler Fachzeitschriften.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Zacher: Wir kooperieren mit Wissenschaftlern aus anderen Disziplinen, insbesondere der Medizin, der Gesundheits- und Wirtschaftswissenschaften, im Rahmen von Forschungsprojekten, Publikationen und der Betreuung von Doktoranden. Weiterhin tauschen wir uns viel mit Kollegen aus der betrieblichen Praxis aus, zum Beispiel im Rahmen von Workshops und interdisziplinären Konferenzen.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Zacher: Ja – nicht nur die Politik, auch Unternehmen und öffentliche Verwaltung können basierend auf arbeits- und organisationspsychologischen Forschungsergebnissen bessere Entscheidungen treffen und erfolgreicher arbeiten. Wir beraten Praktiker zum Beispiel im Hinblick auf die Umsetzung der mobilen Arbeit und des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
Bildnachweis: Universität Leipzig/Swen Reichhold, Foto Startseite: iStock.com/uschools