Hunde verbessern das Klima im Büro und regen die Kommunikation an.
Betriebliche Gesundheitsförderung

Hunde als Stresskiller

Immer mehr Unternehmen erlauben ihren Beschäftigten, einen Hund mit zur Arbeit zu bringen. Bürohunde steigern Experten zufolge das gesundheitliche Wohlbefinden und stärken die Zusammenarbeit. Doch es müssen Regeln für die Vierbeiner gelten. Von Thorsten Severin

Luna is here today,

steht auf einem Plakat an der Tür zum Großraumbüro der Wiener Dependance eines großen Online-Händlers für Heimtierbedarf. Luna ist eine gut erzogene Border-Collie-Hündin. „Sie liebt es, im Büro Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie wird viel gestreichelt und hin und wieder wird mit ihr gespielt“, erzählt Besitzerin Alexandra Ennsberger. Die Oberösterreicherin merkt nach eigenen Angaben an Tagen, an denen Luna mit im Büro war, dass sie abends weniger müde ist. „Ich mache dann mehr Pausen und zu Mittag gehe ich eine kleine Runde spazieren.“

Parallel zu ihrer Tätigkeit als Recruiterin hat sich Ennsberger im Rahmen einer Forschungsarbeit an der Fachhochschule Burgenland mit den Vorteilen von Bürohunden auseinandergesetzt. In vielen Studien habe sich gezeigt, dass Vierbeiner den Stress der Hundehalter, aber auch von anderen hundefreundlichen Kolleginnen und Kollegen, reduzierten. Die Kommunikation werde gefördert, die Vierbeiner wirkten hier quasi wie „Eisbrecher“. Es zeigte sich zudem, dass die Tiere positive Effekte auf die Arbeitsatmosphäre, die Mitarbeiterzufriedenheit und die Produktivität hatten.

Hunde tun gut.

Markus Beyer, Vorsitzender des „Bundesverbandes Bürohund“, kann das bestätigen. „Hunde tun uns gut“, sagt der Coach und Hundetrainer aus Berlin und verweist auf zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen. Eine davon stammt von der Schwedin Linda Handlin. Sie fand heraus, dass Hunde beim Menschen für die Ausschüttung des stressreduzierenden Liebes- oder Kuschelhormons „Oxytocin“ sorgen, das sich etwa auch bei Eltern von neugebo­renen Kindern findet. Untersuchungen haben zudem ergeben, dass Hunde den Blutdruck senken. Und ein Hund bringt Menschen dazu, sich mehr zu bewegen.

Darüber hinaus befördere ein Bürohund aus unschönen Gedanken heraus, denn psychische Erschöpfung und Erkrankungen wie Burnout fänden letztendlich im Kopf statt, berichtet Beyer. Aus dem Arbeitsalltag in Betrieben bekommt er immer wieder geschildert, dass Kolleginnen und Kollegen durch die Vierbeiner schneller miteinander in Kontakt kommen und sich das Klima nachhaltig verbessert. Oftmals finden sich im Team „Gassi-Paten“. Insgesamt steigere ein Hund Zufriedenheit und Gesundheit. Der Verband erhält laut seinem Gründer immer mehr Anfragen von kleinen und großen Firmen, die über den Hund als Kollegen nachdenken, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden.

Hunde-Wissen erforderlich.

Für das Mitbringen von Hunden ins Büro sind jedoch Regeln zu beachten. Das Tier müsse stubenrein und im Umgang mit Menschen und Artgenossen „sozial kompatibel“ sein, sagt Beyer. Auf Signale von „Frauchen“ oder „Herrchen“ sollte der Vierbeiner hören. Die Halter sollten zudem über ein Basis-Hundewissen verfügen. Auch Schutzimpfungen des Tieres und eine Haftpflichtversicherung sind wichtig.

Ein Vertrag ist sinnvoll.

Welche Bedingungen und Regeln in dem Betrieb gel­ten sollen, kann in einem Vertrag vereinbart werden. So kann festgelegt werden, in welche Bereiche der Hund Zugang hat und welche für ihn tabu sind, etwa bestimmte Besprechungsräume oder die Teeküche. Auf diese Weise sollen Beschäftigte geschützt werden, die mit Hunden nichts zu tun haben möchten. Informationen gibt es auf der Verbandsseite im Internet.

Tierschützer verweisen darauf, dass ein Hund im Büro einen ruhigen Platz benötigt, am besten hinter dem Schreib­tisch seiner Bezugsperson. Der Korb sollte nicht im Durchgang stehen, auch nicht an Hitze-, Lärm- oder Emissionsquellen. Und natürlich benötigt der Hund regelmäßige Bewegung, Auslastung und Kontakt zu Artgenossen.

Nicht immer realisierbar.

Alexandra Ennsberger fallen kaum Gründe ein, die gegen einen Bürohund sprechen. Aber natürlich könnten Hygienemaßnahmen, etwa beim Arzt oder in der Lebensmittelproduktion, ein Ausschlusskriterium sein. Schwierig werde es auch an Produktionsstätten oder Werkstätten, wo sich die Umgebung für einen Hund von Natur aus nicht eigne und Verletzungsrisiken gegeben sein könnten. „Für Probleme wie Allergien oder Ängste einzelner Beschäftigter lassen sich dagegen immer Lösungen finden, wenn man möchte“, ist die Expertin überzeugt.

Thorsten Severin ist Redakteur der G+G.
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