Altersgemischte Teams haben viele Vorteile.
Pflegeberuf

Erfolg mit altersgemischten Teams

Jüngere Pflegekräfte profitieren von der Erfahrung älterer. Langjährig Berufstätige lassen sich von der Motivation des Nachwuchses anstecken. Die Betriebliche Gesundheitsförderung gibt Impulse für die gute Zusammenarbeit verschiedener Generationen. Von Maria Sinjakowa

In der Pflege arbeiten

bis zu vier Generationen zusammen. Sie unterscheiden sich in ihrer Einstellung zur Arbeit, in der Motivation und in den Anforderungen, die sie an gute Führung und Teamarbeit richten. Treffen diese unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen aufeinander, sind nicht selten Konflikte und Misstrauen vorprogrammiert. Ist es also überhaupt möglich, dass verschiedene Generationen in der Pflege erfolgreich zusammenarbeiten?

„Ja“, meint Werner Winter. Der Experte für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) im AOK-Bundesverband ist überzeugt, dass Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser lernen können, generationsübergreifend zu denken. „In der BGF gibt es unterschiedliche Gestaltungsfelder und Einzelmaßnahmen, die dazu beitragen, die Zusammenarbeit verschiedener Altersgruppen zu fördern. Dazu zählt beispielsweise die gezielte Bildung von altersgemischten Teams“, erläutert Winter.

Führungsverhalten überdenken.

Solche Teams haben viele Vorteile: Jüngere Beschäftigte profitierten von den Erfahrungen und dem Fachwissen älterer Kolleginnen und Kollegen. Ältere Generationen können sich von der Motivation und dem Gestaltungswillen jüngerer anstecken lassen. Damit sich die potenziellen Vorteile entfalten können, ist es Werner Winter zufolge wichtig, die altersgemischte Teamarbeit gut zu gestalten.

Entscheidend ist, dass Jung und Alt in den Dialog gehen.

„Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie können durch ihr Verhalten beispielsweise Konkurrenz­situationen schaffen – wenn sie etwa die erfahrenen Teammitglieder nicht wertschätzen oder gar ignorieren oder die Ideen der Jüngeren umgehen. Als Folge kann sich die jeweilige Altersgruppe übergangen fühlen. Dadurch sinkt bei den einen die Bereitschaft, das langjährige Wissen weiterzugeben und bei den anderen die Motivation, sich im Job einzubringen. Die wirtschaftlichen Schäden sind in solchen Fällen nur schwer abzuschätzen.“

Stärken erkennen.

Eine Führungskraft müsse dafür sorgen, dass sich alle gleich gut behandelt fühlen. Dies bedeute, sich Vorurteile bewusst zu machen, auf Stigmatisierung zu verzichten, die unterschiedlichen Stärken der Altersgruppen erkennen und diese beispielsweise in die Planung von Weiterbildungsmaßnahmen oder von Angeboten zur Gesundheits­förderung einzubeziehen. „Das Alter soll dabei eher ein nachrangiges Kriterium sein. Sinnvoller ist es, Lösungen zu finden, von denen alle Mitglieder eines Teams profitieren“, empfiehlt Winter. Ein Training zur Stärkung der Rückenmuskulatur beispielsweise entlaste nicht nur die älteren Beschäftigten, sondern hilft den Einrichtungen, den Krankenstand der gesamten Belegschaft zu senken.

Tandems bilden.

Auch Know-how-Tandems, bei denen erfahrene und weniger erfahrene Pflegende über einen längeren Zeitraum eng zusammenarbeiten, fördern das generationsübergreifende Denken. Laut dem Institut für Generationenforschung in Augsburg kennt die Generation Z, die um die Jahrtausendwende geboren wurde, die Welt nicht ohne Internet. Mit ihrer Offenheit gegenüber Künstlicher Intelligenz und Robotik kann sie den Älteren neue Technologien näherbringen und sie von ihrem Nutzen zum Beispiel in der Pflegeassistenz überzeugen. Dagegen gehören Geduld und Durchhaltevermögen nicht zu ihren Stärken. Das ist nach Meinung von Generationenforschern mit ein Grund für hohe Abbruchraten bei den Berufsanfängern in dieser Generation.

„Aktuell liegt die Abbruchquote in der Pflegeausbildung bei 6,4 Prozent. Vermutlich halten viele nicht durch, weil die Wirklichkeit bei den praktischen Einsätzen nicht immer dem entspricht, was die Ausbildung vermittelt. Hier können die älteren Kolleginnen und Kollegen die jüngeren ermutigen weiterzumachen, und sie in ihrer Entwicklung unterstützen“, betont Winter.

Bei allen Maßnahmen ist ein Punkt für den BGF-Experten entscheidend: dass Jung und Alt in den Dialog gehen. Es gehe darum zu erkennen, dass jede Generation von der anderen lernen kann. „Der persönliche Austausch hilft, die eigene Welt dem Gegenüber verständlich zu machen, andere Perspektiven kennenzulernen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Bereiche zu identifizieren, in denen man sich gegenseitig unterstützen kann.“ Letztlich komme es darauf an, generationsübergreifende Lösungen zu entwickeln, die alle Fähigkeiten der Belegschaft optimal einsetzen.

Maria Sinjakowa ist verantwortliche Redakteurin im KomPart-Verlag.
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