Haben sich zusammen auf die Reise gemacht: Julia, Christoph, Christoph, Jacqueline und Charis (von links).
Depression

Film holt Krankheit ins Licht

Hierzulande leiden mehr als fünf Millionen Menschen unter einer Depression. Mit dem Roadmovie „Expedition Depression“ wollen fünf junge Betroffene der Krankheit mehr Öffentlichkeit verleihen und anderen Erkrankten Mut machen, sich Hilfe zu holen. Von Tina Stähler

Christophs Resümee klingt

optimistisch: „Die Depression ist jetzt echt grad im Hintergrund, aber nicht so, dass ich sage, ich müsste sie andauernd verdrängen, sondern weil ich wieder fühle, weil ich Leben spüre, weil ich Menschen spüre, es passiert hier etwas.“ Er ist einer von fünf jungen Menschen mit Depression, die die Filmemacher Michaela Kirst und Axel Schmidt für ihren neunzigminütigen Film 14 Tage lang quer durch Deutschland begleitet haben.

Menschen zwischen 20 und 35, die sich zuvor nicht kannten, haben sich auf Spurensuche ihrer Erkrankung begeben. Sie besuchten eine Kinder- und Jugendpsychiatrie-Klinik, campierten auf Zeltplätzen, machten eine Alpenwanderung und erlebten einen Sport­­therapie-Tag. „Expedition Depression“ erzählt von einer Erkrankung, unter der in Deutschland mittlerweile mehr als fünf Millionen Menschen leiden, darunter auch viele junge. So unterschiedlich die Protagonisten sind, ein Thema verbindet sie: Jeder und jede von ihnen hat schon im Kindes- oder Jugendalter Depressionen erlebt und musste einen Weg im Umgang mit der Erkrankung finden. Auf ihrer gemeinsamen Reise wollen sie mehr über Depressionen, ihre Behandlung und den Umgang damit herausfinden.

Film aus Perspektive von Betroffenen.

Der Film gibt der Krankheit – dank der Offenheit der fünf Protagonisten – ein Gesicht und macht klar: Depression kann jeden treffen, ist aber auch behandelbar. „Für uns war es wichtig, in unserem Film Betroffenen nicht nur eine Stimme zu geben, sondern den Film ganz eindeutig aus der Perspektive der Betroffenen zu machen“, sagt Regisseurin Michaela Kirst. „Allen fünf ist es ein großes Anliegen, mit dem Film aufzuklären und Jugendlichen und jungen Menschen, Mut zu machen, keine Angst zu haben, sich Hilfe zu suchen. Und das ist ihnen wirklich gut gelungen.“

Symptome schwer einzuordnen.

„Die Depression gilt mittlerweile als Volkskrankheit. Doch immer noch haben zu viele Betroffene Angst und empfinden Scham, sich zu dieser Erkrankung zu bekennen und Hilfe zu holen. Jugendliche und junge Erwachsene können Symptome einer Depression oft nicht einordnen“, erklärt die Vorsitzende der Deutschen Depressionsliga, Waltraud Rinke.

AOK-Bundesverband: Pressemitteilung „Expedition Depression“

Dieser Zustand dürfte sich durch die Corona-Krise verstärkt haben. Denn laut der jüngsten Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf lagen die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie um zehn Prozent höher als davor. „Ganz egal, um welche psychische Erkrankung es sich handelt, ‚Expedition Depression‘ hilft, berührt, motiviert und gibt Hoffnung“, so Rinke.

Erkrankung oftmals Tabuthema.

Dass mit dem Film insbesondere Jugendliche und junge Menschen erreicht werden, hält die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann, für sehr wichtig. „Uns ist es ein großes Anliegen, Menschen mit einer psychischen Erkrankung und betroffene Angehörige aus dem Schatten unserer Gesellschaft zu holen. Deshalb widmen wir uns gemeinsam mit der Deutschen Depressionsliga dem wichtigen, viel zu oft tabuisierten Thema des Umgangs mit psychischen Erkrankungen.“ Die Betroffenen selbst könnten in ihrer Jugend für die Krankheit kaum eine Sprache finden. Umso wichtiger sei es, dass dies die fünf Protagonisten in diesem Film täten – stellvertretend für viele andere, erläutert Axel Schmidt, der auch Facharzt für Psychiatrie ist.

Das Roadmovie entstand in Kooperation mit der Deutschen Depressionsliga sowie mit finanzieller Unterstützung des AOK-Bundesverbandes und wurde von Sagamedia produziert. Nach der Premiere wird es nun auf Deutschlandtour gehen. Die DVD zum Film ist ab April erhältlich.

Tina Stähler ist Redakteurin der G+G.
Bildnachweis: Sagamedia