Neues aus der Uni

„Fundierte Politikberatung braucht eine entsprechende Datengrundlage“

In der Rubrik „Neues aus der Uni“ stellt G+G-Digital Institute und Lehrstühle vor. Dieses Mal mit drei Fragen an Prof. Dr. Christine Arentz, Inhaberin der Professur für Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie am Institut für Versicherungswesen der Technischen Hochschule Köln.

Frau Prof. Arentz, was ist derzeit Ihre wichtigste wissenschaftliche Fragestellung?

Christine Arentz: Ich beschäftige mich insbesondere mit der Frage, wie mit den demografiebedingten Finanzierungslasten in Kranken- und Pflegeversicherung umzugehen ist. Die Finanzierungsprobleme allein über steigende Beiträge und/oder Steuermittel zu lösen, ist wenig nachhaltig, weil dies überwiegend den Erwerbstätigen Lasten aufbürdet. Es muss daher diskutiert werden, wie man – insbesondere im Hinblick auf den Renteneintritt der Babyboomer – eine ausgewogenere Balance der Belastungen zwischen den Generationen hinbekommen kann, die gleichzeitig sozial gerecht ist.

Porträt von Prof. Dr. Christine Arentz, Inhaberin der Professur für Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie am Institut für Versicherungswesen der Technischen Hochschule Köln

Zur Person

Prof. Dr. Christine Arentz ist Professorin für Volkswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomik am Institut für Versicherungswesen (ivwKöln) an der Technischen Hochschule Köln. Zuvor war sie Projektmanagerin am Wissenschaftlichen Institut der Privaten Krankenversicherung (WIP) in Köln. Arentz studierte Volkswirtschaftslehre in München und Köln und arbeitete danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dozentin und Politikberaterin am Institut für Wirtschaftspolitik (IWP) in Köln sowie im Bankensektor.

Wie fördern Sie die Kooperation wissenschaftlicher Disziplinen und die Netzwerkbildung?

Arentz: Zum einen arbeiten wir im Kollegium am ivwKöln selbst interdisziplinär – wir beleuchten Aspekte der Versicherung in mehreren Forschungsstellen aus ökonomischer, juristischer und aktuarischer Sicht. Zum anderen hat das ivwKöln diverse Kooperationen und Projekte mit anderen Fakultäten innerhalb der TH Köln, mit anderen Hochschulen im In- und Ausland sowie mit der Versicherungswirtschaft. Auch auf dem vom ivwKöln jährlich ausgerichteten Versicherungssymposium diskutieren wir aktuelle Themen mit Vertretern unterschiedlicher Fachdisziplinen.

Ist die Politik gut beraten, wenn sie auf die Wissenschaft hört?

Arentz: Sich den (vielfältigen) Rat der Wissenschaft einzuholen, kann zu fundierteren politischen Entscheidungen führen. Um fundierte Politikberatung machen zu können, muss aber eine entsprechende Datengrundlage gegeben sein. Die eingeschränkten Datennutzungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen haben uns zum einen in der Covid-19-Pandemie Probleme bereitet, zum anderen führen sie auch dazu, dass Forschung ins Ausland abwandert. Daher ist es zu begrüßen, dass das Bundesgesundheitsministerium entsprechende Verbesserungen auf diesem Feld angekündigt hat.

Silke Heller-Jung führte das Interview. Sie hat in Frechen bei Köln ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
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