Azubis in Deutschland

Verspannt im Job

Wie gesund sind Auszubildende in Deutschland? Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat dazu Nachwuchskräfte zu ihrem Gesundheitsverhalten und den Belastungen am Arbeitsplatz befragt. Von Annegret Himrich

Obwohl die meisten Auszubildenden

ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut bewerten, haben 58,8 Prozent gesundheitliche Probleme, die mit dem Arbeitsplatz zusammenhängen. Jeweils etwa ein Viertel gibt sogar an, häufig oder immer unter Verspannungen, Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen zu leiden. 43,2 Prozent berichten, dass sie sich immer oder häufig müde oder erschöpft fühlen. Diese Symptome bringen die Auszubildenden mehrheitlich mit ihrem Arbeitsplatz in Verbindung. Körperliche Gesundheitsprobleme werden dabei häufiger genannt als psychische Symptome. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel könnten sich Betriebe mit passenden Gesundheitsangeboten für diese Zielgruppe einen Wettbewerbsvorteil verschaffen“, sagt Klaus Zok, Studienleiter im Forschungsbereich Gesundheitspolitik und Systemanalysen des WIdO. An der repräsentativen Befragung des WIdO nahmen 1.420 Auszubildende aus 359 kleinen und mittleren Unternehmen teil.

Die Mehrheit fühlt sich im Betrieb wohl.

Trotz der genannten Beschwerden sind mehr als drei Viertel der Auszubildenden sehr zufrieden mit den Arbeitsbedingungen in ihrem Betrieb. So äußerten etwa zwei Drittel der Befragten, dass die Arbeit sie angemessen fordere. 90,4 Prozent erleben ihr Arbeitsklima als spannungsfrei und 83,4 Prozent fühlen sich im Kollegenkreis anerkannt. Auch das Verhältnis zu ihrem Vorgesetzten bewertet die große Mehrheit als gut (87,7 Prozent). „78 Prozent der Azubis sehen für sich gute Entwicklungschancen in ihrem Unternehmen. Das ist eine gute Nachricht für die Betriebe. Ausruhen können sie sich darauf jedoch nicht. Denn gerade bei den Themen Führung und Fehlerkultur gibt es laut unserer Befragung auch Defizite“, so Klaus Zok.

So hat mehr als jeder fünfte Azubi Angst davor, bei der Arbeit Fehler zu machen. Ähnlich viele Auszubildende geben an, dass sie nur teilweise Anerkennung und Lob erfahren – 7,2 Prozent erleben dies gar nicht. Dabei empfinden zwei von fünf Befragten vor allem  Probleme mit dem oder der Vorgesetzten als sehr stark oder stark belastend.

Die Befragung hat auch das Bewegungs- und Ernährungsverhalten, die Schlafgewohnheiten, den Medienkonsum sowie den Konsum legaler oder illegaler Drogen untersucht. Das Ergebnis: Auszubildende mit einem eher gesundheitsförderlichen Verhalten sind deutlich seltener krank als diejenigen mit einem eher riskanten Gesundheitsverhalten. Im Durchschnitt gaben die Azubis in der Befragung 8,2 Krankheitstage in den letzten zwölf Monaten an.

Azubis sind offen für Prävention.

„Gesundheitsangebote können den Krankenstand eines Unternehmens positiv beeinflussen. Die Azubis sind dafür sehr aufgeschlossen“, sagt Studienleiter Zok. Vier von fünf Befragten halten betriebliche Gesundheitsangebote für gut (81,5 Prozent). Bei Frauen fällt diese Zustimmung noch höher aus als bei Männern. Den meisten Zuspruch bekommen ein gesundes Kantinenangebot sowie Bewegungs- und Entspannungsangebote. „Die Angebote sollten jedoch auf die junge Zielgruppe und ihre Arbeitssituation zugeschnitten sein“, so Zok. „Das würde sie für weibliche und männliche Azubis gleichermaßen interessant machen.“

Annegret Himrich ist Redakteurin beim KomPart-Verlag.
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